Musikreviews : Review Mindlag Project

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Musikreviews : Review Mindlag Project

Nach drei Kleinformaten sowie diversen Samplerbeiträgen veröffentlichen diese Franzosen ihr erstes vollwertiges Album, das für die Gruppe selbst zum Zeitpunkt ihrer Tournee mit Six Feet Under bereits ein alter Hut ist. Dessen ungeachtet befassen MINDLAG PROJECT sich wie auf allen bisherigen Releases mit einem ausgefeilten Konzept um einen Dandy im Geiste Baudelaires, Sprachwissenschaftler und ehrbarem Mörder in Personalunion. Diesen sogenannten Jon de Grimpclat platziert man zudem im Kontext griechischer Mythologie und stellt diverse weitere Bezüge zu kulturellen Allgemeingütern her.

Im mit Worten nicht geizenden Booklet – textlich gestaltet « Mindlag Project » sich durchweg in der Muttersprache – spiegelt die Band ihre Ambitionen Band wieder, wobei die Story keinesfalls prätentiös wirkt oder das Gefühl hinterlässt, die Gruppe habe sich daran verhoben. Die Musiker selbst treten vor ihrem Geisteskind in den Hintergrund, allerdings nicht mit musikalischem Understatement: Death Metal der recht verspielten Art dient der Vertonung. Die Ausrichtung ist eine melodische, weshalb man auch vor klarem Gesang und der festen Integration eines Cellisten in die Besetzung nicht zurückschreckt. Bisweilen klingen MINDLAG PROJET deshalb wie eine harmlose Version ihrer sträflich übergangenen Landsleute Misanthrope, gehen aber stilistisch andererseits über deren skandinavisch geprägtes Klangkonstrukt hinaus. agieren vollkommen klischeefrei und sind bisweilen – vom spielerischen Ethos – her der klassischen Metaltradition verhaftet; artfremde Schlenker sind demnach über die gesamte, üppige Spielzeit hinweg nicht zu befürchten. Erfreuen darf man sich stattdessen an einer Menge Solos und der Abwesenheit – selten bei Bands aus Frankreich – sowohl von aufgesetzter Exzentrik als auch schlecht abgekupferter Stilelemente. MINDLAG PROJECT legen keine Blaupause an, sondern haben ihr Genre mit hörbarer Liebe über lange Jahre studiert und es keineswegs nötig, fadenscheinige Gesten aus zweiter Hand nach außen zu kehren.

Redundanzen in Gestalt hörspielartiger Passagen wie « Cerbera » oder Streicher-Interludien (« O mes frères ») halten sich im Rahmen und stören den Albumfluss nicht. Das abwechselnd thrashige beziehungsweise im Midtempo Druck machende « Duel » reißt mit und wirkt tatsächlich wie die akustische Wiedergabe eines Zweikampfes.
« Charisme egyptien » ist eines der experimentellsten Stücke mit naheliegend orientalischem Kolorit, gutem Gesang und latenter Spannung, deren Kurve eine Berg- und Talbahnfahrt beschreibt. Der nach dem « Helden » benannte Track steht hinsichtlich Abwechslungsreichtum nicht hintan, und in « Lugubre Amendement » gibt es gar ein kurzes Talkbox-Solo zu bestaunen. Beachtlich, dass MINDLAG PROJECT die gesamte Umsetzung quasi selbst gestemmt und dabei eine Menge Hörenswertes verbrochen haben. Die Digipack-Aufmachung stimmt ebenso wie der ausgewogene Sound mit melodiös in den Vordergrund tretendem Bass. « Na salvia » ist am aggressivsten und dient ebenso wie « L’échappée belle » (klassische Tendenzen im Gitarrenspiel) als Anspieltipp.

Man geht gern mit MINDLAG PROJECT als ganz ohne Dünkel auftretendem Führer auf Entdeckungsreise. Dabei stellt sich heraus, dass Frankreich noch nicht vollkommen von affektiertem Post-Zeug einer- sowie unerheblichen True-Metal-Wiederkäuern andererseits unterwandert wurde. Kritik lässt sich vielleicht allein daran üben, dass nicht-Romanisten sich textlich schwertun und über 70 Minuten gelangweilt werden, da sie die Handlung nicht mitverfolgen können. Da die Songs nicht auf Eingängigkeit pochen und vielmehr die Geschichte erzählen, darf man sich « Mindlag Project » erarbeiten.

FAZIT: MINDLAG PROJECT haben es geschafft, dem Death Metal tatsächlich eine Alternative zwischen Designer-Moderne und schimmeliger Kadaverschule zu geben. Ihr Konzeptalbum ist weder gewollt intellektuell noch für Emos oder speckige Kutten gemacht, sondern schlicht ein originelles Metalalbum mit Tiefgang für diejenigen, die den Lyrics folgen möchten. Anchecken! [Album bei Amazon kaufen]

Andreas Schiffmann (Info)
Wertung : 11/15


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